Wenn die Diagnose „Blasenkrebs" zweifelsfrei feststeht, sollten in einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch das genaue Ergebnis der Untersuchungen, die Behandlungsmöglichkeiten und die individuellen Heilungschancen (Prognose) besprochen werden.
Die Behandlung von Blasenkrebs richtet sich in erster Linie nach dem Erkrankungsstadium, das mittels TNM-Klassifikation festgelegt wurde, sowie nach dem Alter und dem Gesundheitszustand des Patienten. Ziel der Behandlung ist es, die Erkrankung dauerhaft zu heilen oder zumindest weiteres Tumorwachstum bei guter Lebensqualität zu verhindern.
Je früher ein Harnblasenkarzinom erkannt wird und je weniger es in tiefere Schichten der Harnblasenwand vorgedrungen ist, umso günstiger ist die Prognose für den Patienten. Die Therapie richtet sich danach, ob es sich um ein nichtmuskelinvasives (oberflächliches) oder ein muskelinvasives (bereits in die Muskelschicht der Blase vorgedrungenes) Blasenkarzinom handelt.
Beim nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinom (Stadien Ta, T1 und Tis) wird meist eine sogenannte transurethrale Resektion (TUR), also eine Abtragung von Blasengewebe durchgeführt. Zusätzlich erfolgt oft eine lokale Chemotherapie
oder Immuntherapie
, bei der die Blase mit einer Medikamentenlösung gespült wird (Instillationstherapie). Mit dieser lokalen Behandlung soll das Rückfallrisiko verringert werden.1
In manchen Fällen zeigt sich allerdings, dass nicht das gesamte Krebsgewebe bei der TUR entfernt wurde, der Tumor auffallend aggressiv wächst oder mehrere Tumoren vorliegen. In diesen Fällen muss die transurethrale Resektion wiederholt werden (Nachresektion). Auch hier führt man im Anschluss eine Instillationstherapie durch, um das Rückfallrisiko zu senken.
In seltenen Fällen, zum Beispiel, wenn ein sehr aggressiver Tumor vorliegt und das Rückfallrisiko sehr hoch ist, reicht eine TUR nicht aus. Dann kann es notwendig sein, die Harnblase teilweise oder – in den meisten Fällen – komplett zu entfernen (Zystektomie). 1
Ist der Blasenkrebs in die Muskulatur der Blase vorgedrungen, gilt er als invasiv (Stadien T2 bis T4). In diesen Stadien reicht die TUR als Therapie nicht aus und die gesamte oder – in sehr seltenen Fällen – ein Teil der Harnblase sowie die benachbarten Lymphknoten müssen entfernt werden (radikale oder partielle Zystektomie). Bei Männern werden außerdem die Prostata und die beiden Samenblasen entfernt sowie beide Samenleiter durchtrennt. Bei Frauen entfernt man zusätzlich die Gebärmutter, die Eierstöcke, die Eileiter und einen Teil der Scheidenwand.
Während der Operation muss der Arzt zudem die Funktion der Blase ersetzen, um den Urin dauerhaft abzuleiten: Entweder wird aus Dünndarmanteilen eine neue Blase geschaffen (Neoblase) oder der Urin wird über eine Öffnung in der Bauchdecke nach außen abgeleitet (Stoma
).
Bei fortgeschrittenen Tumoren (Stadien T2 bis T4) kann eine zusätzliche Chemotherapie vor oder nach der Operation dazu beitragen, den Behandlungserfolg zu verbessern und das Risiko für die Bildung weiterer Tochtergeschwulste zu verringern.
Eine Strahlentherapie kann bei Blasenkrebs entweder allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie) zum Einsatz kommen. Sie bietet manchen Patienten eine Alternative zu einer Operation, zum Beispiel wenn ihr Allgemeinzustand schlecht ist und eine Operation eine zu große Belastung darstellt.2
Für einzelne Patienten kann eine sogenannte „trimodale" Behandlung aus TUR, Chemo- und Strahlentherapie infrage kommen, bei der die Harnblase erhalten bleibt. 2
Die Abtragung von Blasengewebe (transurethrale Resektion, TUR) wird im Rahmen der Diagnostik eingesetzt und kann bei kleineren, oberflächlichen Tumoren auch gleichzeitig die Therapie sein.
Die TUR wird ambulant oder stationär in Voll- oder Teilnarkose durchgeführt. Wie bei der Blasenspiegelung führt der Urologe ein dünnes Rohr über die Harnröhre in die Blase ein, durch das die Operationsinstrumente in die Blase geschoben werden. Der Tumor wird durch eine Hochfrequenzstrom führende Schlinge abgetragen und entfernt. Durch eine Kamera und Übertragung auf einen Bildschirm kann der Arzt den Eingriff genauestens kontrollieren beziehungsweise beobachten.
Bei einer anschließenden Gewebeuntersuchung wird geprüft, ob das Krebsgewebe in die Muskulatur eingewachsen und wie aggressiv der Tumor ist. Je nach feingeweblichem Ergebnis muss die TUR wiederholt werden (Nachresektion).
Die Instillationstherapie ist eine lokale Chemotherapie oder Immuntherapie
, die meist im Anschluss an die transurethrale Resektion (TUR)
durchgeführt wird. Dabei wird die Blase mit einer entsprechenden Medikamentenlösung gespült. Dies soll das Risiko senken, dass sich erneut Tumorgewebe bildet. Es ist also eine prophylaktische Therapie.
Die lokale Chemotherapie erfolgt meist einmalig und kurz nach der TUR. Über einen Katheter werden Zytostatika direkt in die Blase eingespült und verbleiben dort für zwei Stunden.
Bei der lokalen Immuntherapie wird die Blase mit Medikamenten mehrfach gespült, die das körpereigene Abwehrsystem anregen. Auch sie haben das Ziel, ein Wiederauftreten des Tumors in der Blase zu verhindern und werden vor allem zur Therapie von Tumoren eingesetzt, die auf die Blasenschleimhaut begrenzt sind (Carcinoma in situ).
Kann der Tumor mit der transurethralen Resektion (TUR) nicht vollständig entfernt werden, ist ein erweiterter operativer Eingriff erforderlich. Dies ist auch der Fall, wenn der Krebs bereits in die Muskelschicht der Blase vorgedrungen ist oder auf weitere Organe übergegriffen hat. Die komplette Entfernung der Harnblase (Zystektomie) ist dann häufig die Behandlung mit den besten Heilungschancen.
Bei der Operation werden die gesamte Harnblase, die benachbarten Lymphknoten und bestimmte Nachbarorgane oder Organteile entfernt. Bei Männern betrifft dies die Prostata und die beiden Samenblasen. Bei Frauen werden neben der Blase auch die Gebärmutter, die Eierstöcke, die Eileiter und die vordere Scheidenwand entfernt.
Während der Operation muss der Arzt die Funktion der Blase ersetzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Urin zu speichern und abzuleiten. Aus einem Stück des Dünndarms kann eine Ersatzblase (Neoblase) geschaffen werden. Sie lässt sich mit den Harnleitern und der Harnröhre so verbinden, dass eine nahezu natürliche (kontinente) Urinausscheidung möglich ist.
Ist die Schaffung einer Ersatzblase nicht möglich – etwa weil auch die Harnröhre vom Krebs befallen ist – muss der Urin durch eine Öffnung in der Bauchdecke(Stoma) abgeleitet werden. Bei dieser Art der inkontinenten Urinableitung fließt der Urin direkt in einen Beutel, der auf das Stoma geklebt wird.
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Eine Alternative zur Entfernung der Harnblase kann bei Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom und meist eingeschränkter OP-Fähigkeit eine transurethrale Resektion (TUR), TUR gefolgt von einer Radiochemotherapie darstellen. Hierbei wird die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert, das heißt, die Krebszellen werden durch energiereiche Strahlung zerstört und zeitgleich werden Medikamente (Zytostatika) verabreicht, die die Zellteilung und damit auch das Wachstum von Krebszellen im gesamten Körper hemmen (simultane Radiochemotherapie).
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Patienten, die nicht operiert werden können oder keine Operation wünschen, können mit einer Strahlentherapie (Radiotherapie) behandelt werden. Dabei werden die Krebszellen durch energiereiche Strahlung zerstört. Die Bestrahlung kann entweder allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie) zum Einsatz kommen.
Immunonkologische Therapien richten sich nicht direkt gegen den Tumor, sondern nutzen die natürlichen Fähigkeiten des körpereigenen Immunsystems Tumorzellen können sich der Erkennung durch das Immunsystem entziehen oder durch die Freisetzung chemischer Stoffe eine Immunantwort unterdrücken. Signalwege, die es den Krebszellen ermöglichen, der körpereigenen Immunabwehr zu entgehen, werden mit Hilfe von immunonkologischen Therapien unterbrochen. Damit wird das Immunsystem nachhaltig mobilisiert und ist somit wieder in der Lage, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Die eigene, gegen Krebszellen gerichtete Immunreaktion wird reaktiviert.4
Hier mehr über die Immunonkologie erfahren.