Wie weit die Krebserkrankung bei der Diagnosestellung fortgeschritten ist, ist ein wichtiges Kriterium für die Wahl der geeigneten Therapie. Maligne Lymphome beginnen meist in einem einzelnen Lymphknoten
der Hals- und Nackenregion und breiten sich über die Lymphknoten im Brustraum auf die Lymphknoten des Bauchraumes und die Milz aus. Über die Blutbahn können entartete Zellen das lymphatische System auch verlassen und die Leber und andere Organe sowie das Knochenmark befallen. Je mehr Körperregionen befallen sind, desto weiter ist die Erkrankung fortgeschritten.
Lymphome werden in verschiedene Stadien (Entwicklungsstufen) eingeteilt. Die Stadieneinteilung beim Hodgkin-Lymphom beziehungsweise bei Non-Hodgkin-Lymphomen erfolgt nach der Ann-Arbor-Klassifikation. Neben der Anzahl an befallenen Körperregionen spielen hier die Begleitsymptome und zusätzliche Risikofaktoren – wie ein großes Lymphom im Brustraum – eine zentrale Rolle.1,2
Ist die Diagnose Hodgkin-Lymphom sicher gestellt, folgen weitere Untersuchungen. Sie dienen dazu, festzustellen, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist. Zusätzlich hilft die Ausbreitungsdiagnostik, eine möglichst genaue Vorhersage über den Krankheitsverlauf (Prognose) treffen zu können. Beide Aspekte spielen bei der Wahl einer geeigneten Therapie eine zentrale Rolle.
Verschiedene Untersuchungen können zur Ausbreitungsdiagnostik durchgeführt werden. Die wichtigsten sind:
Auch nach der Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom gilt es zunächst festzustellen, wie weit sich die Erkrankung bereits im Körper ausgebreitet hat. Ziel ist es, die am besten geeignete Behandlungsmethode zu identifizieren.
Zu den wichtigsten Untersuchungsverfahren gehören hierbei:3
Bei der Ultraschalluntersuchung (Sonografie) werden mittels Schallwellen Bilder aus dem Körperinneren erzeugt, die der untersuchende Arzt direkt auf einem angeschlossenen Monitor beurteilen kann. Für den Patienten ist diese Untersuchung völlig schmerzfrei.
Mit Hilfe des Ultraschalls kann der Arzt feststellen, ob Lymphknoten im Bauchraum oder innere Organe wie Leber und Milz möglicherweise von der Erkrankung betroffen sind. Die Untersuchung wird außerdem zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs während der Therapie eingesetzt.1,3,4
Röntgenaufnahmen des Brustraums werden von vorn und von der Seite gemacht, um auch mögliche Tumoren hinter dem Brustbein erkennen zu können.4
Mit einer Computertomografie (CT) kann der Arzt vergrößerte Lymphknoten sichtbar machen und genau vermessen. Die CT-Untersuchung ist ein spezielles Röntgenverfahren, bei dem der untersuchte Bereich des Körpers in vielen Schnittbildern dargestellt wird. Im Unterschied zur herkömmlichen Röntgenuntersuchung wird der Patient nicht nur aus einer Richtung durchleuchtet, sondern durch eine sich drehende Röntgenröhre vollständig aus allen Richtungen schichtweise „abgetastet“. Diese Untersuchung ist für die Patienten vollkommen schmerzfrei.3,4
Die Magnetresonanztomografie (MRT), auch Kernspintomografie oder einfach kurz „Kernspin“ genannt, kann ebenfalls Aussagen über das Stadium der Erkrankungen geben. Damit können insbesondere Hals, Bauch und Becken und im weiteren Verlauf der Erkrankung auch der Brustbereich dargestellt werden.
Im Unterschied zur CT-Untersuchung werden bei der Magnetresonanztomografie die Bilder vom Körperinneren nicht mit Röntgenstrahlen, sondern mit einem starken Magnetfeld und durch Radiowellen erzeugt. Die Untersuchung ist strahlenfrei und verursacht keinerlei Schmerzen.3,4
Bei der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) wird dem Patienten eine radioaktiv markierte Substanz verabreicht, die vom Körper abgebaut wird. Mit einer besonderen Aufnahmetechnik kann dabei Gewebe mit besonders hoher Stoffwechselaktivität optisch hervorgehoben werden. Da bösartige Lymphome eine höhere Stoffwechselaktivität als gesundes Gewebe haben, heben sie sich im PET-Bild ab. Allerdings reagiert die Methode auch auf Entzündungen im Körper. Die Positronen-Emissions-Tomografie wird zur Stadienbestimmung von Lymphomen eingesetzt.1,3,4,5
Bei Verdacht auf Knochenmetastasen kann eine Skelettszintigrafie durchgeführt werden. Dafür wird ein radioaktiv markierter Stoff in die Armvene gespritzt, der sich in erster Linie an den Stellen im Knochen anreichert, an denen der Knochenstoffwechsel erhöht ist. Mit Hilfe einer speziellen Kamera lässt sich diese Anreicherung sichtbar machen.3
Entartete Zellen des lymphatischen Systems können über die Blutbahn auch ins Knochenmark gelangen. Zur Abklärung eines möglichen Befalls wird eine Knochenmarkuntersuchung (Knochenmarkpunktion) durchgeführt. Dabei entnimmt der Arzt mit einer Hohlnadel Knochenmark aus dem Beckenkammknochen oder – wenn auch seltener – aus dem Brustbein. Dies geschieht unter örtlicher Betäubung. Das Knochenmark wird anschließend mikroskopisch untersucht, um mögliche vorhandene Krebszellen festzustellen.3,3
Die Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit (Liquorpunktion) wird bei Verdacht auf einen Befall der Hirnhäute durchgeführt. Dies kommt bei hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen häufiger vor. Die Rückenmarksflüssigkeit wird mittels einer Hohlnadel aus dem Bereich der Lendenwirbelsäule entnommen und auf Krebszellen hin untersucht.3
Sowohl Hodgkin- als auch Non-Hodgkin-Lymphome werden anhand der Ann-Arbor-Klassifikation in vier Stadien eingeteilt, je nachdem, wie viele und welche Körperregionen befallen sind:1,2,4
Abbildung modifiziert nach4.
Hat ein Patient außerdem Begleitsymptome wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust, erhält die Angabe des Stadiums den Zusatz B. Fehlen diese Symptome, erhält die Einstufung den Zusatz A. Wächst das Lymphom über einen Lymphknoten hinaus in anderes Gewebe ein (zum Beispiel in Lunge, Knochen oder Muskeln), bekommt das Stadium den Zusatz E (extralymphatischer Befall).4
Zur Festlegung der individuellen Therapie werden bei der Stadieneinteilung von Hodgkin-Lymphomen außerdem folgende Risikofaktoren berücksichtigt:1
Anhand der Stadien der Ann-Arbor-Klassifikation in Kombination mit möglichen Risikofaktoren werden Hodgkin-Patienten in drei Risikogruppen eingeteilt: in frühe, mittlere und fortgeschrittene Stadien.1,2
Abbildung modifiziert nach4.