Wenn die Diagnose Hodgkin- beziehungsweise Non-Hodgkin-Lymphom sowie der Grad der Krankheitsausbereitung im Körper feststehen, legt der Arzt gemeinsam mit dem Patienten die in Frage kommende Therapie fest.1,2
Bei der Behandlung eines Hodgkin-Lymphoms wird anhand der Risikogruppen-Einteilung zwischen einem frühen, mittleren oder fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung unterschieden.1
Dabei gibt es im Wesentlichen drei Verfahren zur Behandlung des Hodgkin-Lymphoms:
Welche Therapie durchgeführt wird, hängt davon ab, wie weit sich die Krankheit im Körper ausgebreitet hat und ob bestimmte Risikofaktoren für einen ungünstigen Krankheitsverlauf vorliegen (siehe Stadien). Ziel der Behandlung ist es, die entarteten Zellen vollständig zu eliminieren und damit die Krankheit zu heilen.
Hodgkin-Lymphome sind sehr empfindlich gegenüber Strahlen- und Chemotherapie. Über 80 Prozent aller Patienten, in frühen Stadien sogar über 90 Prozent, können heutzutage geheilt werden.3
Auch im Krankheitsrückfall (Rezidiv) können noch gute langfristige Behandlungsergebnisse und sogar Heilungen erreicht werden.1 Die Behandlung der Hodgkin-Patienten erfolgt in der Regel in spezialisierten Zentren, die auch Zugang zu klinischen Studien bieten können.
In frühen und mittleren Krankheitsstadien, wenn Lymphknotenregionen nur auf einer Seite des Zwerchfells befallen sind (Befall oberhalb oder Befall unterhalb des Zwerchfells, Stadien I und II), wird meist eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie
(Radiochemotherapie
) durchgeführt.4
Dabei erhalten die Patienten zunächst eine Chemotherapie in zwei bis vier Zyklen und im Anschluss daran eine Strahlentherapie.5
Bei fortgeschrittener Erkrankung, wenn Lymphknoten beiderseits des Zwerchfells befallen sind (Stadium III), wenn nicht-lymphatische Organe wie zum Beispiel Lunge, Leber oder Knochenmark betroffen sind (Stadium IV) oder, wenn Begleitsymptome (B-Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme) auftreten, wird eine längere Chemotherapie
mit vier bis sechs Zyklen durchgeführt. Nach zwei Zyklen wird ein Zwischen-Staging mittels PET
durchgeführt, nachdem sich die weitere Anzahl der Zyklen – zwei oder vier – richtet. Auf eine zusätzliche Strahlentherapie
kann dann verzichtet werden, wenn nach der Behandlung keine Tumorreste mehr nachgewiesen werden können. In klinischen Studien wurde gezeigt, dass eine anschließende Strahlentherapie in diesem Fall keinen relevanten Einfluss auf den Therapieerfolg hat.4,6
Die Behandlung bei einem Krankheitsrückfall (Rezidiv) unterscheidet sich von der Erstbehandlung. Tritt das Hodgkin-Lymphom erneut auf, werden dem Patienten – sofern der Gesundheitszustand es zulässt – eigene Stammzellen entnommen, aus denen sich alle Blutzellen entwickeln können. Es folgt eine hochdosierte Chemotherapie, die jedoch die blutbildenden Körperzellen stark schädigt. Nach der Behandlung werden dem Patienten daher die körpereigenen Stammzellen zurückübertragen, sodass sich nach einigen Tagen wieder eine ausreichende Anzahl an Blutzellen bilden kann (Autologe Stammzelltransplantation
).4
Manchmal lässt der Allgemeinzustand des Patienten eine hochdosierte Chemotherapie nicht zu. Dann kommen ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat oder andere Chemotherapien in Frage. In selteneren Fällen erhält der Patient Knochenmark oder Blutstammzellen eines Fremdspenders (allogene Stammzelltransplantation). Voraussetzung ist in diesem Fall, dass die Gewebemerkmale des Spenders mit denen des Empfängers möglichst übereinstimmen. 5
Je nach Art des Non-Hodgkin-Lymphoms kommen unterschiedliche Verfahren für eine Therapie in Frage. So sprechen hochmaligne Non-Hodgkin-Lymphome zum Beispiel in der Regel gut auf eine Chemotherapie an. Bei niedrigmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen wirkt sie hingegen weniger gut. Häufig werden auch mehrere Methoden kombiniert, um das beste Behandlungsergebnis zu erzielen.2 Behandlungsverfahren, die grundsätzlich für die Therapie von Non-Hodgkin-Lymphomen geeignet sind:7
Neben der Form des Non-Hodgkin-Lymphoms hängt die Wahl der Therapie davon ab, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Auch das Alter der Betroffenen und deren allgemeiner Gesundheitszustand werden berücksichtigt.7
Eine wichtige Behandlungsmethode in frühen Stadien niedrigmaligner Non-Hodgkin-Lymphome ist die Strahlentherapie. Sie kann in circa der Hälfte der Fälle zu einer Heilung führen. Bestrahlt werden die befallenen und angrenzenden Lymphknotenregionen. Eine Behandlung in fortgeschrittenen Stadien hat das Ziel, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen, die Symptome zu bekämpfen und Komplikationen zu vermeiden. Die Behandlung besteht meist aus einer Chemotherapie in Kombination mit einer Antikörpertherapie. Eine neue Entwicklung stellt die Behandlung mit sogenannten Signalinhibitoren dar. Sie sollen bestimmte Wachstumssignale der Krebszellen ausschalten und so das Wachstum des Lymphoms stören.2,7
Wichtigstes Verfahren bei der Behandlung hochmaligner Non-Hodgkin-Lymphome ist die Chemotherapie. Zusätzlich kann eine Antikörpertherapie erfolgen. Wenn nach der Chemotherapie noch Tumorreste vorhanden sind oder das Lymphom sehr groß ist, kann eine zusätzliche Strahlentherapie sinnvoll sein.7
Kommt es zu einem Krankheitsrückfall (Rezidiv) eines indolenten oder aggressiven Non-Hodgkin-Lymphoms, unterscheidet sich die Therapie, wie beim Hodgkin-Lymphom, von der Erstbehandlung. Sofern der Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten es zulässt, werden körpereigene Stammzellen entnommen, aus denen sich alle Blutzellen entwickeln können. Es folgt eine sehr starke Chemotherapie (Hochdosis-Chemotherapie), die die blutbildenden Körperzellen stark schädigt. Nach der Behandlung werden den Betroffenen daher die körpereigenen Stammzellen zurückübertragen, sodass sich nach einigen Tagen wieder eine ausreichende Anzahl von Blutzellen bilden kann.
In selteneren Fällen erhalten die Patientinnen und Patienten Knochenmark oder Blutstammzellen einer Fremdspenderin oder eines Fremdspenders. Voraussetzung ist in diesem Fall, dass die Gewebemerkmale der spendenden Person mit denen des Empfängers möglichst übereinstimmen.2,7
Für Betroffene von bestimmten Formen des aggressiven Non-Hodgkin-Lymphoms kommt im Falle eines Rezidivs auch eine personalisierte CAR-T-Zelltherapie infrage. Dabei werden die T-Zellen der Patientinnen und Patienten im Labor gentechnisch so verändert, dass sie Tumorzellen wieder erkennen und bekämpfen.
Bei einer Chemotherapie werden Medikamente (Zytostatika) verabreicht, die die Zellteilung und damit auch das Wachstum von Krebszellen im gesamten Körper hemmen. Um eine möglichst gute Wirkung gegen die Tumorzellen zu erreichen und dabei Nebenwirkungen gering zu halten, werden häufig Kombinationen verschiedener Zytostatika angewendet.1,7
Bei der Strahlentherapie werden die befallenen Lymphknoten und angrenzenden Regionen von außen bestrahlt. Ziel ist es, den Tumor im Bestrahlungsfeld zu zerstören und dabei das umliegende gesunde Gewebe zu schonen.
Die Strahlentherapie wird in der Regel in Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie) oder ergänzend im Anschluss an eine Chemotherapie durchgeführt. Die Bestrahlung erfolgt über einen Zeitraum von etwa vier bis sechs Wochen.1,7
Zielgerichtete Therapien (engl. „targeted therapies“) sind eine weitere Art der Krebsbehandlung. Diese Medikamente wirken auf Zellebene und richten sich gezielt gegen bestimmte biologische Eigenschaften oder Mechanismen des Tumors, die zum Beispiel das Wachstum der Tumorzelle oder die Blutgefäßbildung zur Versorgung des Tumors fördern. Sie blockieren die verschiedenen Signalwege des Tumorstoffwechsels und wirken so gezielt gegen bösartiges Gewebe (Signalinhibitoren). Dadurch wird das Tumorwachstum gehemmt.8,9
Immunonkologische Therapien richten sich nicht direkt gegen den Tumor, sondern nutzen die natürlichen Fähigkeiten des körpereigenen Immunsystems zur Krebsbekämpfung. Tumorzellen können sich der Erkennung durch das Immunsystem entziehen oder durch die Freisetzung chemischer Stoffe eine Immunantwort unterdrücken. Signalwege, die es den Krebszellen ermöglichen, der körpereigenen Immunabwehr zu entgehen, werden mit Hilfe von immunonkologischen Therapien blockiert. Damit wird das Immunsystem nachhaltig mobilisiert und ist somit wieder in der Lage, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Die eigene, gegen Krebszellen gerichtete Immunreaktion wird reaktiviert.10
Für Patienten mit einem klassischen Hodgkin-Lymphom stehen im Falle eines Krankheitsrückfalls oder wenn der Tumor nicht auf die herkömmlichen Behandlungen anspricht, erste immunonkologische Therapien zur Verfügung. Weitere immunonkologische Substanzen werden derzeit in klinischen Studien untersucht (https://clinicaltrials.gov/).
Die CAR-T-Zelltherapie ist eine innovative und personalisierte Form der Immuntherapie. Hier wird das Immunsystem mobilisiert und in die Lage versetzt, Krebszellen besser zu erkennen und zu bekämpfen. Bei der CAR-T-Zelltherapie werden dafür körpereigene T-Zellen gentechnisch verändert und mit einem sogenannten chimären Antigenrezeptor (chimeric antigen receptor, CAR) ausgestattet.11,12
Bei dem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), dem primären mediastinalen B-Zell-Lymphom (PMBCL) und dem Mantelzell-Lymphom (MZL) richten sich die bisherigen Ansätze der CAR-T-Zelltherapie gegen CD19, einem Oberflächenmolekül der B-Zellen. Die CAR-T-Zelle erkennt dieses Oberflächenmolekül als Zielpunkt, bindet daran und leitet dann die Zerstörung der Tumorzelle ein. Die Behandlung kann bei Patientinnen und Patienten mit den genannten Formen des Non-Hodgkin-Lymphoms infrage kommen, wenn die Erkrankung trotz zwei oder mehr vorangegangener
Therapien wiederkehrt.11,12,13,14
Hier mehr über die CAR-T-Zelltherapie erfahren.