Als wichtigster Risikofaktor für die Entwicklung eines Pleuramesothelioms gilt das Einatmen von Asbest. Etwa 80–90 % der Pleuramesotheliome treten nach Asbestexposition auf. Schon wenige Wochen Belastung mit der Substanz können die Krebserkrankung verursachen – auch noch Jahrzehnte nach dem Kontakt – wobei das Risiko mit der Höhe der Belastung steigt.
Asbest ist ein früher sehr häufig in Baustoffen verwendetes Material, das zudem auch im Schiffsbau und in Bremsbelägen in der Autoindustrie eingesetzt wurde. Seit 1993 ist die Herstellung und Verwendung asbesthaltiger Materialien in Deutschland verboten, in der Europäischen Union seit 2005. Manche Länder in Osteuropa, Asien, Afrika und Südamerika verwenden und verarbeiten Asbest aber bis heute. Deshalb, und weil es mitunter über 60 Jahre dauern kann, bis sich ein Mesotheliom entwickelt und dann auch diagnostiziert wird, nimmt trotz des in den meisten Ländern gültigen Asbestverbots die Anzahl an Neuerkrankungen weltweit noch immer zu. Mesotheliom-Patientinnen und -Patienten sollten daher mit ihrer Ärzten oder ihrem Arzt über eine etwaige Anerkennung als Berufskrankheit sprechen, wenn sie an ihrem Arbeitsplatz evtl. Asbest ausgesetzt waren.1 Vorteile einer solchen Anerkennung als Berufskrankheit sind unter anderem, dass Leistungen aus der Unfallversicherung fällig werden und bei einer Minderung der Erwerbsfähigkeit um mindestens 20 % zudem eine Rente in Betracht kommt.2
Neben Asbest wurden außerdem die sogenannte Kohlenstoffnanoröhren, ionisierende Strahlung und bestimmte genetische Veränderungen als Risikofaktoren für Pleuramesotheliome identifiziert und bestätigt.3
Normalerweise werden Fremdpartikel von der Lunge in den Flimmerhärchen abgefangen und über die Atemwege abtransportiert. Die langen und spitzen Asbestfasern bleiben jedoch im Mesothel-Gewebe hängen und können vom Körper nicht entfernt werden, sodass sie das Mesothel-Gewebe immer wieder neu verletzen. Diese Verletzungen lösen chronische Entzündungsreaktionen und eine Aktivierung des Immunsystems aus: Entzündungssignale werden ausgesandt und weiße Blutkörperchen sammeln sich gehäuft an. Dadurch wiederum werden Signalstoffe für die Wundheilung im Mesothel-Gewebe aktiviert, welche die Zellteilung anregen. Diese gesteigerte Zellteilung bildet dann den optimalen Nährboden für die Entstehung von bösartigen Zellen – und damit für die Mesotheliom-Bildung.4