Aktuell kommt ein Einsatz der CAR-T-Zelltherapie bei vorbehandelten Patientinnen und
Patienten mit bestimmten Formen von Blutkrebserkrankungen wie der akuten lymphatischen
Leukämie (ALL)*, dem diffusen großzelligen
B-Zell-Lymphom (DLBCL), dem primären
mediastinalen B-Zell-Lymphom (PMBCL), dem Multiplen Myelom (MM) und dem Mantelzell-Lymphom
(MZL)
infrage.1, 2,
3, 4 Das Potenzial
der Behandlungsoption wird
darüber hinaus u.
a. auch bei weiteren Blutkrebserkrankungen wie auch soliden Tumoren im Rahmen von klinischen
Studien
untersucht.5,
6, 7
Die CAR-T-Zelltherapie ist eine innovative und personalisierte Form der Immuntherapie. Dabei wird das Immunsystem mobilisiert und in die Lage versetzt, Krebszellen besser zu erkennen und zu bekämpfen. Im Mittelpunkt stehen die T-Zellen der Patientinnen und Patienten, die gentechnisch verändert und mit einem sogenannten chimären Antigenrezeptor (chimeric antigen receptor, CAR) ausgestattet werden. Die neu gebildeten CAR-T-Zellen sind anschließend in der Lage, zielgerichtet an die Tumorzellen zu binden und deren Zerstörung einzuleiten.8, 9 Die Behandlungsoption ist derzeit für bestimmte Formen der Blutkrebserkrankung verfügbar und kann bei Patientinnen und Patienten mit wiederkehrender Erkrankung eingesetzt werden, die auf mehrere vorangegangene Therapien nicht ausreichend angesprochen haben.1, 2, 3, 4
In der Erforschung von CAR-T-Zelltherapien wurden bisher verschiedene Oberflächenmoleküle identifiziert, die für die unterschiedlichen Formen der Blutkrebserkrankungen ein besonders vielversprechendes Angriffsziel darstellen. Bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) sowie beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), primären mediastinalen B-Zell-Lymphom (PMBCL) und Mantelzell-Lymphom (MZL) richten sich die bisherigen Ansätze der CAR-T-Zelltherapie gegen CD19, einem Oberflächenmolekül der B-Zellen.8, 10 In der Behandlung des Multiplen Myeloms gilt wiederum das sogenannte B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) als effektives Ziel, das sich auf bösartigen Myelomzellen (reifen B-Zellen) und normalen Plasmazellen befindet. In klinischen Studien werden darüber hinaus weitere Zielstrukturen bei unterschiedlichen Formen von Blutkrebserkrankungen und soliden Tumoren untersucht.5, 6, 7, 8
Wie bei anderen Therapien ist auch das Ansprechen auf eine Behandlung mit CAR-T-Zellen patientenindividuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab.11 Dazu zählen beispielsweise die Krankheitsaktivität, erfolgte Vortherapien sowie der körperliche Allgemeinzustand der Betroffenen. Bei einigen Patientinnen und Patienten konnte im Rahmen von klinischen Studien ein Ansprechen infolge der Behandlung beobachtet werden.5, 12
Wie bei anderen Krebstherapien können auch bei der CAR-T-Zelltherapie bestimmte – auch schwerwiegende – Nebenwirkungen auftreten. Diese umfassen in der Regel sogenannte immunvermittelte Reaktionen wie das Zytokin-Freisetzungssyndrom (Cytokine-Release-Syndrome, CRS). Dabei handelt es sich um eine heftige Immunreaktion im Körper, die beispielsweise zu Fieber, Schüttelfrost, niedrigem Blutdruck oder verringertem Sauerstoffgehalt im Blut führen kann und eine Folge der Aktivierung unterschiedlicher Immunzellen ist. Zudem können häufig auch vielfältige Nebenwirkungen einsetzen, die das Nervensystem (Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom, ICANS) betreffen. Diese treten meist in Zusammenhang mit einem CRS auf, können in selteneren Fällen aber auch unabhängig davon entstehen.1, 2, 13
Seltener kommt es während oder direkt nach der Verabreichung der CAR-T-Zellen zu Infusionsreaktionen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, einer gestörten Regulation des Immunsystems sowie Stoffwechselstörungen (Tumorlysesyndrom), die durch den Abbau großer Mengen abgetöteter Krebszellen entstehen und potenziell zu Nierenversagen führen können. Als Langzeitfolgen werden u. a. eine verminderte Anzahl an Blutzellen (Zytopenie) und eine bestimmte Form des Antikörpermangels (Hypogammaglobulinämie) beobachtet. CAR-T-Zelltherapien werden daher nur in zertifizierten Behandlungszentren durchgeführt, die hinsichtlich Ausstattung und geschultem Personal alle Voraussetzungen erfüllen, um eine entsprechende Nachsorge zu gewährleisten und eventuell auftretende Nebenwirkungen gut behandeln zu können.1, 2, 13
Die Patientinnen und Patienten werden während und nach der Behandlung mit CAR-T-Zellen engmaschig auf Nebenwirkungen überwacht. Je nachdem, ob und wie ausgeprägt potenzielle Nebenwirkungen wie das CRS auftreten, kommt u. a. eine begleitende Therapie mit fiebersenkenden Medikamenten, Antibiotika, Kortison oder Antikörpern infrage.2 Die Behandlung von möglichen Nebenwirkungen richtet sich dabei immer nach der patientenindividuellen Situation.
Patientinnen und Patienten, für die eine Behandlung mit CAR-T-Zellen infrage kommt, werden von ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten im Vorfeld der Therapie intensiv über das potentielle Nebenwirkungsspektrum aufgeklärt. Sie überwachen die Betroffenen im Rahmen der Therapie sehr engmaschig (inkl. Vor- und Nachsorgeuntersuchungen), um mögliche Beschwerden schnell zu erkennen und entsprechend behandeln zu können. Nach der CAR-T-Zell-Infusion verbleiben die Patientinnen und Patienten in der Regel für mindestens zehn Tage stationär im Behandlungszentrum und werden insbesondere in den ersten 14 Tagen nach ihrer Entlassung regelmäßig ambulant auf Anzeichen von potenziellen Nebenwirkungen untersucht.1, 2, 13
Die CAR-T-Zelltherapie ist ein komplexer Vorgang, der mehrere Wochen dauern kann und bestimmten Auflagen sowie strengen Qualitätskontrollen unterliegt. Kliniken, die eine solche Therapie durchführen wollen, müssen sich entsprechend qualifizieren und bestimmte Kompetenzen in den Bereichen der Zelltherapie und Intensivmedizin sowie eine krankheitsspezifische Expertise nachweisen.1, 2, 13, 14, 15 Eine aktuelle Übersicht der zertifizierten CAR-T-Behandlungszentren in Deutschland finden Sie hier.
Die erste Anlaufstelle sollten in der Regel die behandelnden Fachärztinnen und Fachärzte sein. Diese beurteilen, ob angesichts der individuellen Krankheitssituation der Patientinnen und Patienten eine Behandlung mit CAR-T-Zellen potenziell infrage kommt und können die Betroffenen im entsprechenden Fall an eines der spezialisierten Behandlungszentren überweisen. Dort erfolgen genauere Untersuchungen, um festzustellen, ob die Patientinnen und Patienten sich tatsächlich einer CAR-T-Zelltherapie unterziehen können.
Weitere Informationen bietet Ihnen die Broschüre „CAR-T-Zelltherapie verstehen“.